Georg von Vollmar. Eine politische Biographie

Der Aufstieg der deutschen Sozialdemokratie in der zweiten Hälfte des neunzehnten Jahrhunderts zeigt deutlich das Tempo auf, mit dem die junge industrielle Gesellschaft in die überlieferte Form der agrarisch-patriarchalischen Welt einbrach. Wenn sich auch zunächst noch die politischen Organisationen der Arbeiterschaft und der »gegenwärtig bestehende Staat« feindlich gegenüberstanden, so war doch »die Eingliederung der Arbeiterpartei in den bürgerlichen Staat […] eins der großen Themen der inneren Staatengeschichte im späteren neunzehnten Jahrhundert, selten in freischöpferischer Tat gepackt, öfter im Parteienwege ausgehandelt« (Hans Freyer).

Das politische Wirken des »königlich-bayerischen Sozialdemokraten« Georg von Vollmar (1850-1922) wurde in seinen reiferen Jahren von dem Bemühen um diese Eingliederung der bayerischen Sozialdemokratie in den bayerischen Staat bestimmt. Vollmar, in dessen Person ein populärer Volksführer mit einem kulturbegeisterten, fortschrittsgläubigen Aristokraten sich paarte, glaubte auf diese Weise fernab aller dogmatisch erstarrten Ideologie am ehesten die politischen Verhältnisse seiner Heimat demokratischer gestalten und die Lage der arbeitenden Menschen verbessern zu können.

Der den Zeitereignissen aufgeschlossene Leser wird diese auf dem unveröffentlichten Vollmar-Nachlaß aufbauende politische Biographie nicht nur als einen historischen Beitrag zur Geschichte der deutschen Sozialdemokratie dankbar begrüßen, er wird vielleicht auch mit Erstaunen feststellen, wie innerhalb der bayerischen und deutschen Sozialdemokratie sich über zwei Menschenalter hinweg manche Probleme gleichgeblieben zu sein scheinen.

Von
Reihe
Beiträge zur Geschichte des Parlamentarismus u. der politischen Parteien, Bd. 13
Erscheinungsjahr
Sprache
Deutsch
Seiten
139
Format
Leinen mit Schutzumschlag