Die Deutschnationale Volkspartei 1918–1924
Als eine Sammlungsbewegung einzelner rechtsstehender Gruppen, die sich mit den revolutionären Ereignissen des November 1918 nicht abfinden konnten, sondern an konservativen Staats- und Kulturtraditionen zu retten versuchten, was noch zu retten war, war die Deutschnationale Volkspartei stets einer der wichtigsten Faktoren der Weimarer Republik. Ihr Wahlsieg im Mai 1924 machte sie vorübergehend sogar zur stärksten Partei des Reichstags und schloß gleichzeitig den ersten Abschnitt ihrer Geschichte.
Werner Liebe konnte für seine diesem gewidmete Untersuchung zahlreiche bisher unbekannte Akten und persönliche Erinnerungen führender Deutschnationaler, so des Grafen Westarp, des Freiherrn von Freytagh-Loringhoven, des ersten Parteivorsitzenden Hergt, des Staatssekretärs Passarge, des bayerischen Landesverbandsvorsitzenden Hilpert u. a., benutzen und kritisch auswerten. Er war somit in der Lage, nicht nur die weltanschaulichen Grundlagen und den organisatorischen Aufbau der Parteien zu behandeln, sondern auch die inneren Richtungskämpfe um die Frage der politischen Mitarbeit am Wiederaufbau des Staates, die Beteiligung einzelner prominenter Mitglieder der DNVP am Kapp-Putsch, die Abspaltung der deutsch-völkischen Richtung und die Haltung zum Dawes-Plan eingehend zu untersuchen.
Die Arbeit schließt dadurch eine empfindliche Lücke in der Parteigeschichte der Weimarer Republik und vermag darüber hinaus dem, der historisch zu denken versteht, einen Beitrag zu einem besseren Verständnis der parteipolitischen Situation der Gegenwart zu geben.