Die deutsche Sozialpolitik und der Bruch der großen Koalition im März 1930
Die hier vorliegende erste Schrift der Reihe »Beiträge zur Geschichte des Parlamentarismus und der politischen Parteien« hat das letzte nach parlamentarischen Grundsätzen gebildete Kabinett der Weimarer Republik zum Gegenstand der Untersuchung.
Es war ein tragisches Verhängnis, daß die Sozialdemokratie mit dem Bruch der Großen Koalition und dem Sturz des Kabinetts Müller aus der Regierung und damit aus der unmittelbaren politischen Verantwortung ausschied, so daß dem Nationalsozialismus durch die nicht mehr mögliche Regierungsbildung auf parlamentarischer Grundlage sein Ziel der Zerstörung der deutschen Demokratie wesentlich erleichtert wurde. Nicht nur für Parteipolitiker im engeren Sinne, sondern auch für alle, die im politischen Verantwortungsbewußtsein den drängenden Gegenwartsproblemen bis zur Wurzel nachgehen und ihre Stellung danach beziehen wollen, ist es von hohem Interesse nachzulesen, wie die Auseinandersetzung über Grundsätze und Ausmaß der deutschen Sozialpolitik der erregende Hintergrund der Trennung von Sozialdemokratie und Deutscher Volkspartei gewesen ist, welch schweren Schicksalsschlag auch der viel zu frühe Tod Gustav Stresemanns bedeutete.
Vor allem für die Kreise, die, wie z. B. die politischen Parteien und die Gewerkschaften, heute um ein sinnvolles Verhältnis zwischen Sozialstruktur und Politik bemüht sind, ist die vorliegende Arbeit eine hoch interessante, wissenschaftlich fundierte Informationsquelle und hoffentlich auch ein Wegweiser für künftige bedeutsame Entscheidungen. Darüber hinaus aber wird die Schrift allen denen willkommen sein, die sich ein unbefangenes Urteil über die heute noch so oft und so billig meist aus mangelnder Kenntnis zu Unrecht – geschmähte Weimarer Republik bilden wollen.