Die CSU-Landesgruppe im Deutschen Bundestag. Sitzungsprotokolle 1972–1983
Die siebziger und frühen achtziger Jahre spielen in der Geschichte der CSU eine herausgehobene Rolle. Mit Ergebnissen von teilweise über 60 Prozent bei Landtags- und Bundestagswahlen entwickelte sich die CSU im Freistaat zu einer geradezu hegemonialen politischen Kraft. Ihre starke Verankerung in Bayern stärkte auch das politische Gewicht der CSU in der Fraktionsgemeinschaft mit der CDU im Bundestag und unterstrich ihren nationalen Gestaltungsanspruch. Gleichzeitig wurden aber nach dem Verlust der Regierungsmacht in Bonn die Konfliktlinien zwischen den beiden Unionsparteien deutlicher sichtbar. Durch die außergewöhnlichen Wahlerfolge in Bayern beflügelt, verstand sich die CSU-Landesgruppe als »Speerspitze der Opposition«, der sich die weniger erfolgreichen Landesverbände der CDU politisch unterzuordnen hatten.
Die Edition der Sitzungsprotokolle der CSULandesgruppe von 1972 bis 1983 erschließt einen wesentlichen Quellenbestand zur Geschichte der Bundesrepublik Deutschland. Die Protokolle eröffnen Einblicke in die parlamentarische Arbeit eines zentralen Akteurs der politischen Opposition im Bundestag, und sie ermöglichen die präzise Rekonstruktion der Genese wichtiger Entscheidungen im politischen Raum. Besonders scharf treten dabei auch die strategischen Auseinandersetzungen mit der »großen Schwester« CDU hervor, die 1976 in dem auf einer Klausurtagung der Landesgruppe in Wildbad Kreuth gefassten Trennungsbeschluss kulminierten.