Auf dem Weg zur neoliberalen Wende? Die Marktdiskurse der deutschen Christdemokratie und der britischen Konservativen in den 1970er-Jahren
Die infolge der globalen Finanzkrise seit dem Jahr 2007 neu entfachten Diskussionen über das Verhältnis von Markt, Staat und Politik lenken die Aufmerksamkeit auf Problemlagen, deren Ursprung maßgeblich in den sozioökonomischen Umbrüchen seit den 1970er-Jahren zu suchen ist. Großbritannien und die Bundesrepublik teilten in diesen Jahren die Erfahrung ökonomischer Krisenanfälligkeit. Hier wie dort war der politische Diskurs durch heftige ideologische Kämpfe und von der Suche nach neuen politisch-ideellen Grundlagen für das Marktgeschehen geprägt. Die Studie fasst diese Aushandlungsprozesse und semantischen Auseinandersetzungen über die Ordnung des Verhältnisses von Markt und Staat mit dem Begriff des Marktdiskurses.
Der Vergleich der Marktdiskurse der deutschen Christdemokratie und der britischen Konservativen rückt das Verhältnis von transnationalen Entwicklungen und nationalen Spezifika ins Zentrum des Interesses. So werden gängige Narrative über die Entwicklungslinien und -phasen der westlichen Industrieländer im 20. Jahrhundert überprüft und eine differenzierende Antwort auf die Frage nach Beginn und Ausmaß der »neoliberalen Wende« gegeben. National differierende Diskurskontexte und Krisenwahrnehmungen, parteispezifische Begriffstraditionen sowie deren unterschiedlich stark ausgeprägte Anschlussfähigkeit an neoliberale Axiome führten dazu, dass eine marktradikale Wende in Großbritannien stattfand, während sie in der Bundesrepublik ausblieb.