Zeitzeugenprojekt: »Die 10. Volkskammer der DDR – Erinnerungen an einen parlamentarischen Neubeginn«

Screenshot TV-Sitzungsübertragung der 1. Sitzung der 10. DDR-Volkskammer am 5.4.1990 © DRA

Das erste und gleichzeitig letzte wirklich demokratische, in freien Wahlen gebildete Parlament der DDR war ein zentraler Akteur im Prozess der deutschen Vereinigung. Seine 400 Abgeordneten schufen zwischen April und Oktober 1990 die gesetzlichen Voraussetzungen für die Angleichung an die rechtlichen, wirtschaftlichen und sozialen Verhältnisse der Bundesrepublik.

Ohne parlamentarische Erfahrung und ohne sich auf diese Arbeit wirklich vorbereiten zu können, nahmen die Volkskammerabgeordneten das Wagnis auf sich, diesen Übergang zu gestalten und in einer jungen Demokratie ohne gefestigte Strukturen politische Verantwortung zu übernehmen. Mit ihren dort gemachten Erfahrungen bildeten sie nach dem 2. Oktober 1990 einen »Elitenpool« (Christopher Hausmann) für die neu gebildeten Landtage und Kommunalvertretungen und prägten dort die Vorstellungen davon, wie Politik gemacht werden soll.

Diesem parlamentarischen Neubeginn wurde bislang nicht die Aufmerksamkeit zuteil, die er verdient. Bereits existierende Zeitzeugenprojekte konzentrieren sich in der Regel auf die Exekutive.

Projekt

Das gemeinsam von der KGParl mit der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur durchgeführte Projekt »Die 10. Volkskammer der DDR – Erinnerungen an einen parlamentarischen Neubeginn« soll in ca. 40 Videointerviews den ehemaligen Abgeordneten ermöglichen, in eigenen Worten über ihre Erfahrungen während dieser sechs Monate zu berichten, aber auch die eigene Rolle im Anschluss an diese Zeit zu reflektieren.

Es dient der Sicherung und Dokumentation ihrer Lebenserinnerungen, die ausschnittweise als Videoclips im Internet der interessierten Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. Die vollständigen Interviews werden von der Bundesstiftung Aufarbeitung für die weitere Nutzung zu Forschungszwecken, für die Medien oder politische Bildungsarbeit archiviert.

Kontakt

Die wissenschaftliche Leitung des Projekts liegt bei Dr. Bettina Tüffers (tueffers@kgparl.de). Ihr steht Lena Maron (maron@kgparl.de) als Projektassistenz für die Koordination und Kommunikation zur Seite.

Förderung

Das einjährige Projekt wird von der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur finanziell gefördert.