Workshop »Parteien in der Transformation – ein internationaler Vergleich zu den 1990er Jahren« am 19. April 2024
Am 19. April 2024 fand der Workshop »Parteien in der Transformation – ein internationaler Vergleich zu den 1990er Jahren« statt.
Das stabile Parteiensystem galt viele Jahrzehnte als Markenzeichen der Bundesrepublik. Mit der Wiedervereinigung wurde es scheinbar nahtlos auch in den neu hinzugekommenen Bundesländern übernommen. Allerdings geriet die Stabilität seit den 1990er Jahren ins Wanken: Die Parteiendemokratie sei, so hört man mittlerweile allenthalben, in einer tiefen Krise. Die Mitgliedszahlen der Parteien sinken, auf feste Milieus und eine Stammwählerschaft kann sich keine Partei mehr verlassen und veränderte Kommunikationsstrukturen und hohe öffentliche Erwartungen sind Herausforderungen, denen die traditionellen Parteistrukturen nicht gewachsen zu sein scheinen. Zwar lässt sich die Strukturkrise im gesamten Bundesgebiet beobachten, insbesondere gilt der Befund jedoch für die ostdeutschen Bundesländer.
Die KGParl sieht hier einen Bedarf an historischer Grundlagenforschung und hat deshalb den Schwerpunkt »Parteien und Parteiensystem nach 1990« ins Leben gerufen. Innerhalb dieses Schwerpunktes wurde in Kooperation mit den politischen Stiftungen ein Forschungsprogramm zur »Konstituierung und Entwicklung der Parteien in den neuen Bundesländern 1989/90 bis 2005« konturiert, das aktuell durch eine Reihe laufender Promotionsarbeiten mit Leben erfüllt wird. Im Februar 2023 konnten auf einem ersten Workshop Ergebnisse dieser Forschungsarbeiten zur Diskussion gestellt werden.
Mit dem zweiten Workshop der Reihe am 19. April 2024 wurde der Blick erweitert und die laufenden parteigeschichtlichen Arbeiten in einer international vergleichenden Perspektive mit Kolleginnen und Kollegen aus anderen Transformationsstaaten Ostmittel- und Südosteuropas diskutiert. Dabei rückten sowohl transnationale Gemeinsamkeiten als auch Besonderheiten der deutschen Entwicklung in den Fokus.
Der Workshop schloss mit der öffentlichen Podiumsdiskussion »Konsens – Kompromiss – Kontroverse. Nachwirkungen der Kommunikations- und Politikstile der Transformation«. Sie erweiterte die demokratiehistorische Perspektive der Veranstaltung bis in die Gegenwart und thematisierte Probleme der politischen Kultur. Es diskutierten Dominik Geppert (Potsdam, KGParl), Christina Morina (Bielefeld), Joachim von Puttkamer (Jena) und Jan Wintr (Prag, Richter des Tschechischen Verfassungsgerichts). Moderiert hat Bettina Tüffers (Berlin, KGParl).