Workshop »Innovationspotenziale privater Überlieferungen des 19. Jahrhunderts« am 23./24. Juni 2022

Brief des Reichstagsabgeordneten Adolf Geck an seine Ehefrau Marie, 1911 © Landesarchiv Karlsruhe

Die abschätzige Bemerkung Hermann Onckens, dass Quellen »privater« Herkunft von »Allgemeinheiten« durchsetzt seien, denen die »Farbe des Lebens« fehle, hat lange Gültigkeit beanspruchen können. Bereits die Verwahrungs- und Klassifizierungstradition der Archive mit der Unterscheidung zwischen »privaten« und »politischen« Quellen nahm – ungeachtet der gewachsenen Bedeutung der Kultur- und Alltagsgeschichte – wesentlichen Einfluss auf die Forschungspraxis.

Insbesondere für die historische Parlamentarismusforschung hat diese Kategorisierung das Blickfeld unzulässig verengt. Die Privilegierung des »Politischen« beförderte eine einseitige Betrachtung der »großen Politik« historisch »bedeutender« Akteure mit dem Fluchtpunkt ihrer politisch-parlamentarischen Tätigkeit. Neuere Studien zeigen jedoch, dass die bisher wenig beachteten »privaten« Überlieferungen ebenso »politische« Themen verhandeln wie zugleich vermeintlich »private« Themen nachhaltig im politischen Raum wirken.

Ein am 23./24. Juni 2022 in Berlin von der KGParl gemeinsam mit der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften veranstalteter Workshop thematisierte dieses bislang unzureichend behandelte Erkenntnispotential »privater« Überlieferungen. Die Veranstaltung fand im Rahmen des DFG-geförderten Forschungsprojekts »Abgeordnetenleben 1871–1918« statt.

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