Zwischen Staatsräson und Vaterlandsliebe. Die Polnische Fraktion im Deutschen Reichstag 1871–1918

In den Jahren zwischen 1871 und 1918 gab es in Berlin zwei Polnische Fraktionen: im Reichstag – und unter Einschluß der polnischen Mitglieder des Herrenhauses – im Preußischen Abgeordnetenhaus. Beide erfüllten unterschiedliche Aufgaben. Die Fraktion im Abgeordnetenhaus vertrat die Interessen der polnischen Bevölkerung in Preußen und kämpfte gegen Einschränkungen und Benachteiligungen durch die preußische Polenpolitik. Die Reichstagsfraktion vertrat die polnische Frage »nach außen« als ein Forum, das über die »Germanisierung« und Unterdrückung der polnischen Bevölkerung im Deutschen Reich informieren sollte. So hoffte man, internationales Interesse für die polnische Frage zu wecken und dadurch die Handlungen der deutschen Regierung beeinflussen zu können. Die Reichstagsfraktion wurde damit zur wichtigsten politischen Vertretung der polnischen Nation vor 1918. Das Hauptziel der Arbeit ist die Darstellung der Tätigkeit der Polnischen Fraktion im Deutschen Reichstag vor dem Hintergrund der deutschen Geschichte und der Entwicklung des deutsch-polnischen Verhältnisses von der Reichsgründung bis zum Ende des Ersten Weltkrieges. Im Mittelpunkt der Untersuchung stehen sowohl die geschichtlichen Zusammenhänge der preußischen Polenpolitik und der polnischen Bestrebungen nach Wiedererlangung eines unabhängigen Staates als auch die Fragen des Nationalitätenkonfliktes in den preußischen Ostprovinzen und der Herausbildung des Nationalismus in der deutschen und polnischen Bevölkerung. Im einzelnen werden die Zusammensetzung der Fraktion in allen Legislaturperioden des Deutschen Reichstages sowie die parlamentarischen Aktivitäten der polnischen Abgeordneten hinsichtlich der deutschen Außen- und Innenpolitik und der polnischen Frage analysiert und neue Erkenntnisse bezüglich der Zusammenhänge der deutsch-polnischen Ge schichte herausgearbeitet. Schutzumschlag: Die Ansicht des »Reichstagshauses« zeigt nicht die Hauptfassade am Königsplatz, sondern die gegenüber liegende Ostseite mit der überwölbten Auffahrt für den Kaiserlichen Hof und den Bundesrat (dessen Mitgliedern ebenso wie den Reichstagsabgeordneten der Südeingang vorbehalten war) sowie die Nordseite – zur Spree hin – mit dem für die Besucher bestimmten Eingang. Die Abbildung ist einem 1911 veröffentlichten »Situationsplan« (Deutscher Bundestag, Bibliothek) entnommen. Sie datiert aber aus der Zeit vor Fertigstellung des »Wohnhauses für den Reichstagspräsidenten« 1904, an dessen Stelle links im Bild ein kleineres Gebäude zu erkennen ist.

Von
Reihe
Beiträge zur Geschichte des Parlamentarismus u. der politischen Parteien, Bd. 150
Erscheinungsjahr
Sprache
Deutsch
Seiten
225
Format
Leinen mit Schutzumschlag
Preis
49,80 €
ISBN
978-3-7700-5282-0