Wahlen und politische Strukturen in Bayern 1848–1953
Historischsoziologische Untersuchungen zum Entstehen und zur Neuerrichtung eines Parteiensystems
Der Verfasser verfolgt in seiner Untersuchung anhand der Wahlergebnisse im überregionalen, regionalen und kommunalen Bereich die Strukturen der bayerischen politischen Verhältnisse für den Zeitraum von 1848 bis 1953. Durch eine vergleichbare Analyse von Aggregatdaten kann er die Bestimmungsgründe des jeweiligen Wahlverhaltens herausarbeiten, indem er historische Traditionen, konfessionelle und wirtschaftliche Strukturen, Ortsgrößen und Sozialdaten zu den Wahlergebnissen stellt. Seine Arbeit macht deutlich, daß mit der Formierung von Parteien und Verbänden innerhalb bestimmter sozialer Bereiche die politischen Entscheidungen der Bevölkerung kanalisiert werden. Soziale Differenzierungen werden durch politische Konflikte aktualisiert. Dementsprechend verändern sich in verschiedenen historischen Perioden auch die mit den Wahlergebnissen korrelierenden Kriterien.
Deterministische Wahltheorien, wie etwa die einer Abhängigkeit des Parteiensystems, können durch diese Analyse falsifikiert werden. In einem ersten Teil wird der Aufbau eines Fünfparteiensystems in Bayern bis zum Ersten Weltkrieg beschrieben. Der zweite Teil beschäftigt sich mit der Parteientwicklung bis 1938 und untersucht die Gründe für die Erfolge der NSDAP, die schon 1924 mehr als ein Sechstel der Wähler für sich gewann, sowohl im Zusammenhang als auch im Detail. Im dritten und vierten Teil werden schließlich der überwachte Neuaufbau von Parteien und Verbänden nach 1945 und die einzelnen Wahlergebnisse eingehend analysiert. Die Verschiebungen der politischen Strukturen und der Wahlergebnisse können weitgehend auf die lenkenden Maßnahmen der amerikanischen Besatzungsmacht zurückgeführt werden. Die durch zahlreiche Diagramme, Karten und Tabellen verdeutlichte Untersuchung gibt ein plastisches Bild der politischen Entwicklung Bayerns in einem Zeitraum von mehr als einem Jahrhundert.