Wählerverhalten und politische Traditionen in Mecklenburg und Vorpommern (1871–2002)
Eine Untersuchung zur Stabilität und strukturellen Verankerung des Parteiensystems zwischen Elbe und Ostsee
Welche Merkmale weist das Wahlverhalten im ostdeutschen Bundesland Mecklenburg-Vorpommern auf und wie ist dieses zu erklären? Wie ist das Parteiensystem im Land strukturell verankert? Welche historischen Kontinuitäten lassen sich hinsichtlich des Wählerverhaltens in der Region erkennen? Mit diesen und anderen Fragen beschäftigt sich die Studie von Steffen Schoon.
Der Autor legt dabei auf Basis der Auswertung empirischer Daten eine grundlegende Analyse des Wählerverhaltens in Mecklenburg und Vorpommern vor und zeichnet erstmals ein umfassendes Gesamtbild der regionalen Wahlgeschichte. Er kommt zum Ergebnis, daß es trotz der unbestreitbaren Zäsuren und historischen Brüche durchaus Kontinuitätslinien im Wahlverhalten Mecklenburg-Vorpommerns gibt. Schoon tritt mit seiner Analyse der in der Öffentlichkeit und in Teilen der Forschung vertretenen Einschätzung, nach der die ostdeutschen Bürger ohne strukturelle und emotionale Bindungen und daher rein themen- oder personenorientiert wählen würden, entgegen. Sowohl die sich verstärkende regionale Verankerung der Parteien auf der Wählerebene als auch die steigenden individuellen Parteibindungen sprächen eher für die Stabilität im Wählerverhalten der Bürger Mecklenburg-Vorpommerns. Insofern deute einiges auf eine »Normalisierung« des Wahlverhaltens zwischen Elbe und Ostsee hin. Vor diesem Hintergrund verweist Schoon schließlich auf die Notwendigkeit, diejenigen Theoriemodelle zur Erklärung des Wahlverhaltens in Mecklenburg-Vorpommern respektive in Ostdeutschland zu verwenden, die langfristig wirkende Bestimmungsfaktoren beinhalten.