Reichstagswahlen im Reichsland. Ein Beitrag zur Landesgeschichte von Elsaß Lothringen und zur Wahlgeschichte des Deutschen Reiches 1871–1918
Über die Haltung der Elässer und Lothringer zum Deutschen Reich ist viel spekuliert worden. Die Legendenbildung hält jedoch kritischer Quellenforschung nicht stand. Die Reichstagswahlen belegen, daß die Bevölkerung sich nach der Annexion in einer Art Abwehrhaltung Zurückzog Der »Protest« beschränkte sich aber weitgehend auf die Bourgeoisie, hatte mehr konfessionelle als nationale Gründe und umfaßte nur in Lothringen breitere Kreise der Bevölkerung. Nach den Wahlen von 1887. einem Quasi-Plebiszit für Frankreich, zog der Reichskanzler die Zügel straff an. Dies bewirkte zusammen mit dem Hereinwachsen der jungen Generation ins Reich und einer zunehmenden Resignation der alten nationalen Protestler eine Annäherung an das übrige Deutschland. Die These einer weitgehenden Integration des Reichslandes am Vorabend des Ersten Weltkrieges, unmittelbar aus den Quellen entwickelt und sorgfältig abgestützt, ist das provozierende Ergebnis dieser Studie eines jungen Historikers.