Politische Strömungen im schleswig-holsteinischen Landvolk 1918–1933
Ein Beitrag zur politischen Meinungsbildung in der Weimarer Republik
Schleswig-Holstein, die Landschaft zwischen Nord- und Ostsee, stand in den Jahren der Weimarer Republik mehrfach im Blickpunkt der politischen Diskussion. In Kiel zündete in den ersten Novembertagen 1918 der revolutionäre Funke, der zum Sturz der Monarchie führte. Von den Dörfern dieser Provinz ging 1928 die mächtige 0ppositionsbewegung des Landvolks gegen den republikanischen Staat aus, die wesentlich zur Radikalisierung großer Teile Deutschlands beitrug und das schnelle Aufkommen des Nationalsozialismus förderte.
In der vor liegenden sorgfältigen, nuancierten Untersuchung Stoltenbergs verbinden sich die Besonderheiten der regionalen Entwicklung mit den allgemeinen Tendenzen jener Zeit, sonst verborgene schwer faßbare Motive und treibende Kräfte der politischen Meinungsbildung werden deutlich gemacht. Die Schilderung jener dramatischen Vorgänge vermittelt genaue Einblicke in die politische Verflechtung ideologischer und wirtschaftlicher Motive, in die Stellung und den Einfluß der Berufsverbände, die Schwäche der demokratischen Parteiorganisationen, die Technik der nationalsozialistischen Propaganda und die politische Problematik des Verhältnisses von Stadt und Land. Die Arbeit ist darüber hinaus ein wichtiger Beitrag zu der unvermindert aktuellen Frage nach dem Selbstverständnis des Landvolks als einer Minderheit in der modernen Industriegesellschaft.