Nach der Revolution 1848/49: Verfolgung, Realpolitik, Nationsbildung. Politische Briefe deutscher Liberaler und Demokraten 1849–1861

Die Edition der mehr als 400 politischen Briefe veranschaulicht einerseits die Verfolgung und politische Neuorientierung der Achtundvierziger in der nachrevolutionären Epoche. Andererseits spiegelt sie die politische Entwicklung in den deutschen Staaten in dieser Zeit und den Auftritt einer neuen Generation von Oppositionspolitikern. Darüber hinaus zeugen die Briefe von der Wahrnehmung der internationalen Politik jener Jahre – sowohl aus der Sicht des Exils als auch aus der Sicht der im Deutschen Bund Gebliebenen (Schutzumschlag: »Der Sieg der Reaktion 1849 in Europa«, Holzstich nach einer Zeichnung von F. Schroeder, »Düsseldorfer Monatsblätter«). Die Edition knüpft an die in den 1920er Jahren begonnenen Dokumentationen zur Geschichte des Liberalismus und der deutschen Nationalstaatsbildung an. Es wird jedoch ein breiteres politisches Spektrum in den Blick genommen und eine Perspektive gewählt, die die Offenheit der politischen Entwicklung berücksichtigt. Ediert werden bisher nicht oder nur in Auszügen publizierte Briefe von Vertretern der bürgerlichen Opposition im Reaktionsjahrzehnt – von gemäßigt liberalen »Gothaern« bis zum Umfeld des Bundes der Kommunisten – aus allen Staaten des Deutschen Bundes einschließlich der österreichischen Bundesgebiete. Die Dokumente werden durch die Transkription und Kommentierung für Forschung und Lehre erstmals zugänglich gemacht oder vollständig publiziert und vom heutigen Forschungsstand aus kommentiert. Auf diese Weise wird eine Interpretation der nachrevolutionären Epoche in historischer Perspektive ermöglicht, von ihrem Ausgangspunkt, der Revolution, und nicht von ihrem Endpunkt, der Reichsgründung, her.

Mit zahlreichen Briefen sind in diesem Band vertreten: die Historiker und Politiker Georg Gottfried Gervinus, Hermann Baumgarten, Karl Ludwig Aegidi, Max Duncker und Karl Biedermann, die emigrierten Demokraten Moritz Hartmann, Carl Mayer, Carl Vogt, Gottfried Kinkel, Karl Blind, Julius Fröbel, Ludwig und Heinrich Simon, wichtige liberale Politiker des Kaiserreichs wie der »rote Becker«, Hermann Schulze-Delitzsch, Wilhelm Löwe-Calbe, Ludwig Bamberger, Johannes v. Miquel, Schriftsteller und Gelehrte wie Gustav Freytag, Theodor Mommsen, Arnold Rüge, Wilhelm Schulz-Bodmer, die wichtigsten Männer des Nationalvereins, Sozialisten wie Ferdinand Lassalle und – last, but not least – bedeutende Frauen wie Fanny Lewald und Philippine Levysohn.