Mittelstandsfront und Republik. Die Wirtschaftspartei – Reichspartei des deutschen Mittelstandes 1919–1933
Die Wirtschaftspartei, die sich seit 1925 Reichspartei des deutschen Mittelstandes nannte, war eine der einflußreichsten und beständigsten parlamentarischen Splittergruppen, die unter dem »Mittelstandsbanner« Schwarz-Grün-Gold eine Front der Interessenten zum Kampf gegen die Weimarer Republik sammelte. Organisatorisch lehnte sich diese kleine Partei, die Politik mit Interessenvertretung gleichsetzte, eng an mittelständische Verbände, vor allem des Haus- und Grundbesitzes, aber auch des Handwerks und des Einzelhandels an. Unter den Parteien der Bundesrepublik erlangte der BHE zeitweise eine vergleichbare Stellung.
Aufgrund einer Fülle ungedruckten und gedruckten Quellenmaterials ordnet Martin Schumacher Geschichte und Struktur dieser Verbands- und Protestpartei des Mittelstandes in den Gesamtzusammenhang der politischen und wirtschaftlich-sozialen Entwicklung der Weimarer Republik ein. Der Einfluß des Verhältniswahlrechts, der Verbände und Parteiführer, nicht zuletzt auch der reaktionären Mittelstandsideologie auf den raschen Aufstieg der Partei werden kritisch gewürdigt. Neues Licht fällt auf die Entstehung und erste Phase der Regierung Brüning, in der die Wirtschaftspartei mit Joh. Victor Bredt den Reichsminister der Justiz stellte. Der Zerfall dieser kleinen Partei seit den Septemberwahlen 1930 zeigt beispielhaft Zersplitterung der bürgerlichen Mitte und die Ohnmacht gegenüber dem nationalsozialistischen Integrationssog. Dieses Buch wirft die bis heute zu wenig beachtete Frage auf, ob nicht die sogenannten bürgerlichen Parteien mehr zum Untergang der Weimarer Republik beigetragen haben als der Radikalismus von rechts und links.