Militär und Innenpolitik im Weltkrieg 1914–1918
Die vorliegende Edition stellt einen Problemkreis in den Vordergrund, der bisher zugunsten von Untersuchungen über den Kriegsverlauf und über die Rolle der militärischen Führung in den großen Fragen der deutschen Kriegspolitik 1914-1918 nicht genügend berücksichtigt wurde. Es geht in ihr vordringlich um die Beantwortung der Frage, wie die bewaffnete Macht ihre spezifisch innenpolitische Aufgabenstellung in der tödlichen Krise des Wilhelminischen Reiches verstand und wahrnahm.
Thematisch werden in ihr alle jene Gebiete der innenpolitischen Entwicklung berührt, auf die das Militär entscheidenden Einfluß ausübte. Die mit der Erklärung des Kriegszustandes und der Einsetzung von Militärbefehlshabern verbundenen verfassungsrechtlichen Strukturänderungen des Reiches sowie das gesamte Zensur- und Propagandawesen werden in den Dokumenten deutlich. Die gravierenden sozialen und wirtschaftlichen Probleme – konzentriert um das Hilfsdienstgesetz – und die vielfältigen Aspekte der »Neuorientierung« der Innenpolitik waren weitere Themen, mit denen sich das Militär auseinanderzusetzen hatte. So spiegeln die Dokumente die Reaktion der militärischen Führung auf die Innenpolitik Bethmann Hollwegs wider und vermitteln ebenso ein Bild ihrer Einstellung zu den innenpolitischen Krisen von den Streiks seit 1916 über die Flottenunruhen 1917 bis hin zu der großen Vertrauenskrise des Jahres 1918.
Durch ihre thematische Vielgestaltigkeit bietet die Edition nicht nur dem Historiker, sondern auch dem Politologen, Staatsrechtler und Soziologen neue Voraussetzungen und Perspektiven für den eigenen Forschungsbereich.