Massenverbände und Massenparteien im wilhelminischen Reich. Zum Wandel der Wahlkultur 1903–1912
Nach der Jahrhundertwende wurden die Reichstagswahlen von der wachsenden politischen und organisatorischen Konkurrenz zwischen Massenparteien und Massenverbänden geprägt. Die Wählermobilisierung durch nationale Agitationsverbände – wie Deutscher Flotten-Verein, Reichsverband gegen die Sozialdemokratie und Alldeutscher Verband – war ein neues Phänomen. Ihr Engagement im Wahlkampf und die Wandlung von Lobbyisten zu Wahlkämpfern waren eine wesentliche Voraussetzung für die »Fundamentalpolitisierung« im wilhelminischen Reich. Zugleich wirkte sich die Wählermobilisierung durch Agitationsverbände nachhaltig auf die bürgerliche Wahlkultur aus. Die vorliegende Studie untersucht, unter welchen Bedingungen im Kaiserreich der politische Massenmarkt entstand.