Linksliberalismus in der Weimarer Republik. Die Führungsgremien der Deutschen Demokratischen Partei und der Deutschen Staatspartei 1918–1933

Die Geschichte der ersten deutschen Republik ist mit dem Wirken liberaler Kräfte eng verknüpft gewesen. Die Deutsche Demokratische Partei ging aus den Wahlen zur Nationalversammlung als drittstärkste Partei hervor. Räumliche Verteilung und programmatische Impulse signalisierten, wie die anfängliche Beitrittsbewegung, den gelungenen Start einer neuen, sozial weit gespannten Partei. Für die beiden großen Aufgaben der Nationalversammlung, Verfassungsgebung und Friedensschluß, präsentierte sich die Partei mit starken ideellen und personellen Ressourcen. Sie war – neben ihrer vielfachen Präsenz in den einzelstaatlichen Exekutiven – an den meisten Reichsregierungen beteiligt. Sie verlor aber im Laufe der Jahre ihre Wählerschaft in einem Maße wie keine andere republikanische Partei. Ihrer Nachfolgeorganisation, der Deutschen Staatspartei, gelang es nicht mehr, liberales Wählerpotential aus dem Sog nationalsozialistischer Agitation zurückzuholen. Zu den Führungsgremien, deren Sitzungsprotokolle hier vorgelegt und eingehend kommentiert werden, gehörten zahlreiche Mitglieder aus den Regierungen und Parlamenten des Reichs und der Einzelstaaten, maßgebliche Vertreter aus den Wirtschafts- und Berufsverbänden und zeitweilig namhafte Gelehrte. Diese Führungsorgane diskutierten und entschieden nicht nur Fragen der Organisation, Programmatik und Aktion der Partei, sie bezogen auch die jeweiligen Veränderungen im Parteienfeld in ihre Beratungen ein und reflektierten Hintergründe, Fakten und Möglichkeiten der politischen und sozialen Entwicklung der Weimarer Republik. Fragen nach Inhalt, Geltung und Widerstandsfähigkeit republikanischen Bewußtseins wurden von ihnen bei verschiedenen Anlässen mit einer ungewöhnlichen Intensität verfolgt. Die Dokumente sind zugleich ein Spiegel des Bewußtseins einer politischen Elite, die mittels verschiedener Varianten des Liberalismus ihre Umwelt deutete und zu beeinflussen suchte. Sie zeigen, wie der Linksliberalismus mit dem Aufstieg der Republik seine Konturen gewann und sie mit ihrem Niedergang veränderte und verlor.

Von
Reihe
Quellen zur Geschichte des Parlamentarismus und der politischen Parteien III – Die Weimarer Republik, Bd. 5
Erscheinungsjahr
Sprache
Deutsch
Seiten
943
Format
Leinen mit Schutzumschlag
Preis
101,20 €
ISBN-10
3-7700-5104-1