Koalition und Opposition in der Weimarer Republik 1924–1928
Dieses Buch untersucht die Funktionsweise des parlamentarischen Regierungssystems in der bisher noch wenig behandelten Periode relativer politischer und wirtschaftlicher Stabilität der Weimarer Republik (1924 bis 1928). Es verbindet die historische Bestandsaufnahme mit der politisch-wissenschaftlichen Analyse der Machtverteilung zwischen der Reichsregierung und den Parteien. Der Verfasser erhellt die funktionale Bedeutung von Regierungskoalition und parlamentarischer Opposition in der Verfassungswirklichkeit, die 1924 bis 1928 wechselnde Minderheitsregierungen der Mitte und Mehrheitsregierungen der Rechten bestimmten.
Dabei zeigt sich, daß für die Mehrheitskabinette unter Luther und Marx das Verhältnis von Regierung und Opposition von vornherein zum Hauptnenner des Klassenkonflikts wurde, während die Minderheitskabinette gezwungen waren, die bestehenden Gruppengegensätze in der Schwebe zu halten. Jedoch behaupteten sich in der Außen-, Sozial-, Wirtschafts- und Finanzpolitik die stabilen Sachbündnisse zwischen den organisierten Interessen im Reichstag, die weit größeres Gewicht als die formale Koalition hatten. Die Regierungspolitik mußte sich daher immer wieder auf wechselnde Mehrheiten stützen. Doch führte dies, wie der Verfasser auf breiter Quellengrundlage nachweist, schließlich zu einer Erosion des parlamentarischen Regierungssystems, ohne daß die Parteien die Kraft aufbrachten, die als notwendig erkannte parteipolitische Neuorientierung oder Verfassungsreform zu verwirklichen.