Hermann Molkenbuhr (1851–1927). Eine politische Biographie
Der sozialdemokratische Parteiführer Hermann Molkenbuhr (1851- 1927) gehört zu den prägenden Persönlichkeiten in der Geschichte der deutschen Arbeiterbewegung und des deutschen Parlamentarismus. Der ursprüngliche Lassalleaner zählte 1875 zu den Gründungsvätern der geeinigten Sozialdemokratie. Während der Bismarckschen Sozialistenverfolgung verbrachte er bis 1884 drei Jahre im Exil in den USA. 1890 wurde Molkenbuhr erstmals in den Reichstag gewählt, dem er auch in der Weimarer Republik noch angehörte. Erst 1924-nach einer der längsten Abgeordnetenkarrieren in der deutschen Parlamentsgeschichte verlor Molkenbuhr sein Reichstagsmandat. Ohne Revisionist zu sein, war er innerhalb der SPD einer der Wegbereiter konstruktiver parlamentarischer Mitarbeit und galt als der angesehenste und einflussreichste Sozialpolitiker seiner Fraktion. 1904 Wurde er in den Parteivorstand der SPD gewählt, dem er bis zu seinem Tod angehörte. 1911 bis 1922 stand Molkenbuhr als einer ihrer Vorsitzenden an der Spitze der Reichstagsfraktion. Als Mitglied der Kommissionen, die die Programme von Erfurt (1891), Görlitz (1921) und Heidelberg (1925) berieten, setzte der profilierte Praktiker auch theoretische Akzente. Neben der nationalen Parteiebene war er seit 1889 ständiger Delegierter auf den Kongressen der Internationale und seit 19o8 Mitglied im Internationalen Sozialistischen Büro. In der Biographie Hermann Molkenbuhrs spiegelt sich die Entwicklung der Sozialdemokratie von einer Splitterpartei zu Beginn des Kaiserreiches zur staatstragenden Partei der Weimarer Republik.