Grüne Front gegen Weimar. Reichs-Landbund und agrarischer Lobbyismus 1918–1933
Der Reichs-Landbund bildete die Speerspitze des agrarischen Lobbyismus in der Weimarer Republik. Der Zusammenschluß des im wilhelminischen Kaiserreich gegründeten Bundes der Landwirte mit den während des Ersten Weltkrieges entstandenen Landbünden sicherte das Überleben der agrarischen Bewegung nach der Novemberrevolution. Dank der Kontinuität der Einflußsphären eines bestimmten sozio-kulturellen Milieus, des ostelbischen Junkertums, vermochte der Reichs-Landbund unter den veränderten politischen Bedingungen seine Interessen erfolgreich wahrzunehmen, ein machtpolitisch einflußreicher Faktor zu bleiben. Im Gefolge der Weltagrarkrise 1927/1928 und der Legitimitätskrise der Reichs-Landbund-Führung trieb vor allem die klein- und mittelbäuerliche Landbevölkerung in die Arme des Nationalsozialismus, der traditionelle Werte wie Ordnung und Stabilität gesamtgesellschaftlich zu restituieren versprach. Insoweit kommt der sogenannten Bauernemanzipation verstärkte Bedeutung zu. Das durch die Spaltung in einen Bauern- und einen Junkerflügel entstandene Machtvakuum in der Führung des Reichs-Landbundes war mit dafür verantwortlich, das es den Nationalsozialisten so leicht gelingen konnte, durch Eroberung der Provinzialorganisationen auch die Bundesführung eines der mächtigsten deutschen Agrarverbände gleichzuschalten.