Gesellschaft, Parlament und Regierung. Zur Geschichte des Parlamentarismus in Deutschland
Eine Geschichte des Parlamentarismus in Deutschland kann sich nicht ausschließlich auf die Darstellung der Entwicklung der politischen Repräsentationsorgane und die Geschichte der Parteien als der zur Organisation der politisch-sozialen Kräfte der Gesellschaft berufenen Institutionen beschränken. Sie muß auch, um zu einem Gesamtbild zu gelangen, die politischen und verfassungsrechtlichen Theorien und Ideologien, die Wahlen, die sozialen und wirtschaftlichen Interessenverbände, die direktdemokratischen bzw. plebiszitären Institutionen und Bewegungen, die einer lebendigen Verfassung entgegenwirkenden autoritären und totalitären Kräfte und übergreifend die Analyse der jeweiligen Gesamtstruktur des politisch-gesellschaftlichen Systems der Zeit in ihr Untersuchungsfeld einbeziehen.
Die »Kommission für Geschichte des Parlamentarismus und der politischen Parteien«, ein freier, interdisziplinär arbeitender wissenschaftlicher Zusammenschluß, hat sich dieser Aufgabe gestellt und bereitet ein vielbändiges Handbuch der Geschichte des deutschen Parlamentarismus vor. Neunzehn seiner Autoren zeigen in diesem Sammelband, als Teilergebnisse ihrer bisherigen Forschungsarbeit, in Fallstudien Probleme auf, die als wichtige Aspekte im geschichtsträchtigen Zeitraum der letzten eineinhalb Jahrhunderte deutschen Geschehens das Spannungsfeld zwischen gesellschaftlichem System, Regierung und politischer Repräsentation umreißen. Die Kombination von historischen, verfassungsrechtlichen und sozialpolitischen Fragestellungen, die Darstellung der Kontinuität einerseits, der permanenten Strukturänderungen andererseits haben in einzelnen Beiträgen über ihr spezielles Thema hinaus allgemeingültige Bedeutung für eine Vertiefung der politischen Erkenntnis und des politischen Bewußtseins in Deutschland.