Französische Besatzungspolitik und deutsche Sozialdemokratie. Politische Neuansätze in der »vergessenen Zone« bis zur Bildung des Südweststaates 1945–1952
Um die »Zone hinter dem Seidenen Vorhang« ranken sich viele negative Legenden. Lüftet man indes den Schleier einer angeblich nur demokratiefeindlichen französischen »Ausbeutungspolitik«, dann werden auch zukunftsweisende besatzungspolitische Entwürfe und beispiellose deutsche Neuansätze sichtbar, die Alternativen zu den Weichenstellungen im Nachkriegsdeutschland erkennen lassen. Der Wille zur Neuordnung zeigt sich in der Verfassungsdiskussion ebenso wie beim Streit um Mitbestimmungsrechte, bei sozialpolitischen Reformen ebenso wie beim Eigenweg in der Entnazifizierung. Analysiert wird aber auch die Kehrseite der Demokratisierungsangebote: Abschottungspolitik, Demontagewut, Wälderabholzungen und Nahrungsmittelentnahmen.
Edgar Wolfrum, der bislang unbekannte Quellen in den Archives de l’Occupation Française en Allemagne et en Autriche (Colmar) auswerten konnte, rückt mit dieser Untersuchung gängige Vorstellungen zurecht: Wunschpartner eines bedeutenden Teils der französischen Militärregierung, so die Grundthese des Buches, war die südwestdeutsche Sozialdemokratie, die Reformbereitschaft und Föderalismus vereinte.