Flucht vor dem Bombenkrieg. »Umquartierungen« im Zweiten Weltkrieg und die Wiedereingliederung der Evakuierten in Deutschland 1943–1963
Evakuierung war ein Millionenschicksal. Ebenso wie Flucht und Vertreibung gehört die Evakuierung von »Luftkriegsbetroffenen« aus deutschen Großstädten zu den unmittelbaren Folgen des Zweiten Weltkrieges. Die alliierten Bombenangriffe – vor allem von 1943 bis 1945 – zwangen Staat und Partei zum Handeln: Millionen wurden obdachlos oder mußten Platz machen für diejenigen, die ausgebombt waren, in den Städten aber weiterhin zur Aufrechterhaltung der Kriegsproduktion oder der Versorgung gebraucht wurden. Nach dem Zusammenbruch des »Dritten Reichs« hinterließ die NS-Diktatur ein Heer von Menschen – vor allem Frauen, Kinder und alte Leute –, die in zum Teil erbärmlichen Quartieren auf dem Land auf ihre »Rückführung« warteten. Die vorliegende Untersuchung zeigt erstmals auf, wie die »Umquartierung« einer solch großen Zahl von Menschen realisiert wurde und unter welchen Bedingungen sich ihre Wiedereingliederung vollzog. Dabei werden insbesondere die Anstrengungen und Leistungen der alliierten Militärregierungen und der jungen Bundesrepublik dargestellt, diese Hypothek der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft abzulösen. Soweit die dürftige Quellenlage es zuließ, wird auch auf die Verarbeitung des Evakuiertenproblems in der sowjetischen Besatzungszone und der DDR eingegangen.