Die Liberal-Demokratische Partei Deutschlands in der Sowjetischen Besatzungszone 1945/48

Entstehung, Struktur, Politik

Nach dem Zusammenbruch im Mai 1945 hieß für Deutschland die Alternative, nunmehr eine demokratische Gesellschaftsordnung zu errichten. Nicht nur die Vertreter der verschiedenen politischen Richtungen in Deutschland, sondern auch die vier Besatzungsmächte waren sich über diese Aufgabe einig. Die entscheidende Frage war jedoch, was sie konkret unter Demokratie verstanden – und hier divergierten die Anschauungen nahezu aller Beteiligten. Es waren nicht nur die Besatzungsmächte, die in den ersten Jahren nach 1945 »Politik« machten, sondern gleichermaßen auch deutsche Persönlichkeiten, Gruppen und Parteien, die sich bemühten, die Chance der »Stunde Null« zu nutzen.

Die Liberal-Demokratische Partei Deutschlands in der Sowjetischen Besatzungszone bietet den Anlaß zu einer Analyse grundsätzlicher Art: lag es lediglich an dem mit den Machtmitteln der sowjetischen Besatzung ausgeübten Druck, daß die Liberalen, denen es erst- und einmalig in der deutschen Geschichte gelang, eine bürgerliche Massenpartei zu formieren, schließlich ausmanövriert wurden? Offenbarte sich im Schicksal ihrer »Gleichschaltung« nicht auch zu einem guten Teil die Schwäche der liberalen Konzeption gegenüber einer durchdachten und umfassenden Strategie und Taktik, wie sie sich in den kommunistischen Ordnungsvorstellungen fanden? Der Verfasser geht nicht so weit, zu behaupten, daß die schließliche Machtdurchsetzung der sowjetisch protegierten SED allein »Schuld« der bürgerlichen Parteien sei, er meldet aber zumindest einige Zweifel an, als sei es lediglich rigoroser sowjetischer Druck gewesen, der zu der späteren Entwicklung geführt habe. Er meldet auch Zweifel an, ob die sowjetische Deutschlandpolitik tatsächlich von vornherein eindeutig auf die Spaltung gezielt habe und ob, bei einer geschickteren und weniger »dogmatisch-westlichen« Politik in den Westzonen, zumindest bis 1948 die Chancen nicht voll wahrgenommen wurden.

Von
Reihe
Beiträge zur Geschichte des Parlamentarismus u. der politischen Parteien, Bd. 21
Erscheinungsjahr
Sprache
Deutsch
Seiten
178
Format
Leinen mit Schutzumschlag