Die Generallinie. Rundschreiben des Zentralkomitees der KPD an die Bezirke 1929–1933

Die politische Konzeption der Kommunistischen Partei Deutschlands (KPD) in der Krise der Weimarer Republik 1929 bis 1933 kann als ultralinks umschrieben werden. Die KPD bekämpfte radikal den bestehenden Staat. die Gesellschaft, alle übrigen Parteien und unabhängigen Gewerkschaften. In Übereinstimmung und auf Weisung der Kommunistischen Internationale sah die KPD von linksradikalen Positionen aus in allen anderen politischen Kräften »faschistische Feinde«. Der Hauptstoß dieser Politik richtete sich jedoch gegen die Sozialdemokratie (»Sozialfaschismus«). Die NSDAP galt als bloßer »Agent« des Kapitals. Im Rahmen dieser Obstruktionspolitik gab es taktische Varianten, die Generallinie selbst, die auf die »Verteidigung« der UdSSR hinauslief, konnte die KPD als Sektion der Komintern nicht ändern. Die Rundschreiben des Zentralkomitees der KPD an die Bezirksleitungen, die hier erstmals vorgelegt und wissenschaftlich kommentiert werden, dienten der Durchsetzung dieser strategischen Linie. Sie sind schon in ihrer Form ein Beispiel für den Zentralismus der Partei, trugen sie doch den Charakter von strikten »Anweisungen«. Die parteiinternen, höchst aufschlußreichen Materialien wurden bisher in der DDR nicht veröffentlicht, da sie nicht zuletzt die Legende von der KPD als Partei des konsequenten Antifaschismus widerlegen. Die rund 100 von der Parteiführung zwischen 1929 und 1933 an die Unterorganisationen verschickten Rundschreiben – als parteiinterne Dokumente für Funktionäre unverschlüsselt formuliert – geben ein authentisches Bild der politischen Generallinie der KPD. Die von Hermann Weber eingeleitete Edition der Rundschreiben, die im Einzelfall die direkte Form der Anleitung der Partei zeigen, widerspiegeln in bisher unbekannter Weise die Politik. Führungsmechanismen und Organisationsstrukturen der zentralistischen KPD in den letzten Jahren der Weimarer Republik. Die mit einem Gesamtregister versehene Edition läßt erkennen, wie die KPD die Gefährlichkeit der NSDAP unterschätzte, deren Gegner schwächte und so selbst zu ihrem eigenen Untergang beitrug.