Die Freikonservative Partei 1890–1918. Gemäßigter Konservativismus in der konstitutionellen Monarchie

Die Reichs- und Freikonservative Partei, 1866/67 entstanden, galt als Bismarckpartei par excellence. Zu ihren Mitgliedern zählten führende Vertreter von Landwirtschaft und Industrie. Das Jahr 1890, mit dem die vorliegende Untersuchung einsetzt, markierte einen tiefen Einschnitt in der Geschichte der Partei. Eine schwere Niederlage bei den Reichstagswahlen schwächte ihre Machtposition, das Kartell als Wunschmehrheit war geschlagen. Im preußischen Abgeordnetenhaus blieben die Freikonservativen dagegen bis 1918 eine der mittelgroßen Fraktionen. Anhand der detailliert geschilderten Entstehungsgeschichte ausgewählter Gesetze untersucht die Studie Möglichkeiten und Grenzen für die Vermittlerfunktion einer gemäßigt konservativen Partei innerhalb des konstitutionellen Verfassungssystems. Es kann gezeigt werden, daß die Freikonservativen gerade in Preußen immer wieder wegweisend in die parlamentarischen Verhandlungen eingriffen und wichtige Reformen mit durchzusetzen halfen. Im zweiten Hauptteil behandelt die Studie das Bündnissystem der Parteien bei den Reichstagswahlen. Die Reichspartei, die stets besonders stark von Wahlbündnissen abhängig war, wurde zur Splittergruppe, als sich das bürgerliche Lager bei der Wahl von 1912 neu formierte. Auch in Preußen deutete sich eine Auszehrung an. Die parteipolitischen Gewichte hatten sich inzwischen soweit nach links verschoben, daß die Partei ihre Rolle als »Zünglein an der Waage« nicht mehr ausfüllen konnte. Noch bevor die Freikonservative Partei in der Novemberrevolution unterging, schien ihr Abstieg zur Bedeutungslosigkeit unaufhaltsam.

Von
Reihe
Beiträge zur Geschichte des Parlamentarismus u. der politischen Parteien, Bd. 123
Erscheinungsjahr
Sprache
Deutsch
Seiten
421
Format
Leinen mit Schutzumschlag
Preis
50,10 €
ISBN-10
3-7700-5227-7