Die Endphase der Weimarer Republik im Freistaat Oldenburg 1928–1933

Diese Regionalstudie untersucht die Entwicklung eines deutschen Kleinstaates in einem für die Geschichte Deutschlands ereignis- und folgenreichen Zeitraum. Das anachronistische Staatswesen Oldenburg, das in die drei Landesteile Oldenburg, Lübeck und Birkenfeld zerfiel, ist insofern für die Forschung von Bedeutung, als es das erste Land im Reich war, in dem eine rein nationalsozialistische Regierung bereits im Juni 1932 an die Macht kam.

Der Verfasser unternimmt es, das vielfältige Ursachen- und Bedingungsgeflecht für den frühen Aufstieg der NSDAP in Oldenburg offenzulegen, wobei er im Zusammenhang mit eingehenden Wahlanalysen insbesondere folgende Faktoren in den Mittelpunkt seiner Untersuchung rückt: die sozialökonomische Gliederung des Landes, die einen Extremfall im Reich darstellte, die parlamentarische Sonderentwicklung und damit das Regierungs- und Parteiensystem, den Existenzkampf Oldenburgs gegen Reichsreformbestrebungen und die noch vor der allgemeinen Wirtschaftskrise einsetzende Agrarkrise mit der aus ihr hervorgehenden Protestbewegung des Landvolks. Indem der Verfasser aufzeigt, wie sich allgemeine Elemente der Entwicklung mit den Auswirkungen einer spezifischen Wirtschaftskrise in Oldenburg verbanden und sich dies in der Wählerbewegung niederschlug, gelingt es ihm, die Bedeutung der in diesem Land stark überrepräsentierten Mittelschichten, vor allem des »alten Mittelstandes«, für den Aufstieg der NSDAP nachzuweisen. Der Schlußteil befaßt sich mit der Herrschaftspraxis der NSDAP in Oldenburg, die durch den Versuch gekennzeichnet war, die totalitären Ziele der Partei mit Mitteln des Terrors durchzusetzen. Der sich hiergegen formierende Widerstand und die zunehmende Ernüchterung der Bevölkerung wurden in den nachfolgenden Wahlen deutlich, die Rückschläge für die NSDAP brachten. Noch bevor sich aber das Fiasko der oldenburgischen Regierung vollends zeigen konnte, erfolgte deren Rettung durch die »Machtergreifung« der NSDAP im Reich.