Die Deutschkonservative Partei. Preußischer Charakter, Reichsauffassung, Nationalbegriff
Während die Kommission für Geschichte des Parlamentarismus und der politischen Parteien in ihren ersten Veröffentlichungen sich auf Untersuchungen über die Weimarer Republik und die unmittelbare politische Gegenwart beschränkte, soll durch das hier vorliegende Heft 3 ihrer »Beiträge« die Kenntnis der politischen Struktur des kaiserlichen Deutschlands eine wesentliche Bereicherung erfahren.
Die Rolle, die die Deutschkonservative Partei in den Jahren von 1876 bis 1918 spielte, kann nicht hoch genug eingeschätzt werden, war doch gerade sie der stärkste Träger des auf die Suprematie Preußens über das Reich gegründeten Bismarckschen Werkes. Die politische Grundhaltung dieser Partei, die sich aus rein preußischen Voraussetzungen entwickelte und darum doch, ohne ihre spezifisch preiszugeben, »reichspositiv« wurde, in einer eingehenden Untersuchung darzulegen, war die die Aufgabe, die sich Dr. Hans Booms gestellt hatte und erfolgreich durchführte.
Seine Arbeit ist keine zusammenhängende geschichtliche Darstellung der Deutschkonservativen Partei, sondern der gelungene Versuch an einzelnen beispielhaften Grundfragen der deutschen und preußischen Politik über ihr Wesen, ihre Struktur und ihre Wirkungen Entscheidendes auszusagen und dadurch vor allem einen Beitrag zur politischen Praxis des deutschen Konservativismus und seines Nationalbegriffs zu leisten.
Wir ringen heute um neue Formen einer echten Gestaltung unseres politischen Denkens und Handelns. Sie zu schaffen, heißt die Notwendigkeit bejahen, das Vergangene erforschen und bewerten zu müssen. Die Auseinandersetzung mit der Idee und der Praxis des Konservativismus, so wie er sich in der Deutschkonservativen Partei einst darbot, ist darum unumgänglich. Das in der vorliegenden Darstellung von Dr. Hans Booms verarbeitete Material bietet dazu jede Möglichkeit, es bereichert unser historisches Wissen und fördert unsere politische Erkenntnis.