Die Deutsche Zentrumspartei 1917–1923
Die neunbändige Zentrumsgeschichte von Karl Bachem (1927/1932) ging auf die Zeit nach 1914 nur noch in einem Überblick ein. In dem vorliegenden Werk ist Bachems Thema aufgenommen worden, jedoch von der Quellenbasis und von der historisch-kritischen Darstellung her vollständig umgestaltet und auf den neuesten Stand der parteigeschichtlichen Forschung gebracht.
Auf breiter Materialgrundlage werden der Weg des Zentrums im ausgehenden Kaiserreich, sein Verhalten im November 1918, seine Mitwirkung bei der Entstehung der Reichsverfassung und seine Politik als unentbehrliche Koalitions- und Regierungspartei des Reiches und Preußens in den Anfangsjahren der Weimarer Demokratie gewürdigt. Neues Licht fällt auf die Rheinlandbewegung von 1918/19 (»Los von Preußen«) und auf die Rheinlandkrise von 1923, als die Einheit des Reiches in Frage stand. Die Auswirkungen des »Verfassungsstreits« im deutschen Katholizismus werden eingehend analysiert, die Rolle und Persönlichkeit Erzbergers beschrieben, die Frage nach einer »katholischen Demokratie« und nach der Entstehung von Stegerwalds Essener Programm beantwortet. Ein eigenes Kapitel gilt der »republikanischen« Ära der Zentrumsgeschichte unter der Kanzlerschaft von Wirth. Der enge Zusammenhang zwischen dem ungelösten Führerproblem im Zentrum und der unzureichenden Organisation der Partei wird erläutert. Zentrumspolitiker sprangen nach dem Umsturz in die Bresche. Aber trotz der politischen Schlüsselstellung und einzigartigen Anpassungs- und Bündnisfähigkeit ihrer Partei wurde ihr Einsatz beim Aufbau und bei der Sicherung des Weimarer nicht honoriert. Der Weg des Zentrums »mit der alten Fahne in die neue Zeit« und der Durchbruch des Staates politischen Katholizismus zur unmittelbaren Wirksamkeit in der Republik finden in dem vorliegenden Werk eine umfassende und gesicherte Darstellung.