Die CDU/CSU-Fraktion im Deutschen Bundestag. Sitzungsprotokolle 1953–1957

Die Sitzungsprotokolle der CDU/ CSU-Fraktion im Deutschen Bundestag deren Edition bis 1966 fortgeführt wird, erschließen eine zentrale Quelle für die Geschichte der Bundesrepublik Deutschland. In Zusammenarbeit mit dem Archiv für Christlich-Demokratische Politik entstanden, beruht die Edition in ihren wesentlichen Teilen auf Mitschriften, die von der Fraktion selbst angefertigt wurden. In einigen wenigen Fällen wird diese Überlieferung durch Mitschriften von Sitzungsteilnehmern ergänzt. In der zweiten Wahlperiode des Bundestages konnte die CDU/CSU-Fraktion als die weitaus größte Partnerin in einer Dreierkoalition mit komfortabler Mehrheit Einfluß auf die Regierungspolitik nehmen, wenn sie auch durch die Autorität des im Zenit seines Ansehens stehenden Kanzlers Konrad Adenauer und die Wünsche der kleinen Partner in für sie oft schwer erträglicher Weise eingeschränkt wurde. Fragen der Koalition, insbesondere des Umgangs mit der FDP, die 1956 aus der Regierung ausschied, spielten deshalb in den Fraktionssitzungen eine große Rolle. Im Mittelpunkt des Interesses der ersten Jahre dieser Legislaturperiode stand jedoch die Ausgestaltung der Westbindung die außenpolitische Verankerung der Bundesrepublik im europäischen und atlantischen Rahmen: Nach der depressiven Stimmungslage, die die Ablehnung des EVG-Vertrages in der französischen Nationalversammlung auf deutscher Seite hervorgerufen hatte, gelang es der deutschen Außenpolitik in London und Paris so schnell eine neue Form der Zusammenarbeit in Vertragsform zu gießen, daß die Fraktion Mühe hatte, damit Schritt zu halten. Nach Abschluß der Vertragswerke rückten wieder innenpolitische Fragen in den Vordergrund. Doch auch hier läßt sich gerade bei sozialpolitischen Fragestellungen eine deutliche Verschiebung der Akzente im Vergleich zur vorhergehenden Wahlperiode wahrnehmen: Ging es in den Anfangsjahren um die Linderung von Notständen, so waren die Debatten in der CDU/CSU-Fraktion nur geprägt durch die Auseinandersetzungen um die Verteilung des sich allmählich entwickelten Wohlstandes und damit verbundene Gesetzgebungswerk. Charakteristischer Ausdruck dafür ist die Diskussion innerhalb der Fraktion um die Rentenreform von 1957, die mit der Dynamisierung der Altersbezüge den Grund für den großen Erfolg der Union bei den Bundestagswahlen desselben Jahres legte.

Von
Reihe
Quellen zur Geschichte des Parlamentarismus und der politischen Parteien IV – Deutschland seit 1945, Bd. 11/II
Erscheinungsjahr
Sprache
Deutsch
Seiten
1870
Format
Leinen mit Schutzumschlag
Preis
220,00 €
ISBN
978-3-7700-5211-0