Die Bayerische Volkspartei 1924–1932
Die Abspaltung des bayerischen Zentrumsflügels vom Reichszentrum im November 1918 sprengte die Einheitsfront des politisch organisierten deutschen Katholizismus und leitete eine parteipolitische Sonderentwicklung in Bayern ein, die weder in den Jahren der Weimarer Republik noch nach 1945 rückgängig gemacht werden konnte. Gestützt auf einen stabilen, überwiegend katholischen Wählerstamm, der sich aus einem relativ geschlossenen sozio-kulturellen Milieu rekrutierte, war die Bayerische Volkspartei dem weiß-blauen Eigenleben Bayerns sowie konservativ-autoritären Traditionen mehr verpflichtet als der 1919 geschaffenen demokratischen Verfassungsordnung.
Die vorliegende Untersuchung zeigt, mit welchem Selbstbewußtsein und welcher Hartnäckigkeit, aber auch mit welch geringem Erfolg die Politiker der Volkspartei ihre föderalistischen Interessen in Bayern und im Reich vertraten. Dabei wird die noch heute von der parteigeschichtlichen Forschung vertretene These korrigiert, die BVP sei auh nach der Trennung vom Zentrum im wesentlichen mit diesem identisch gewesen. Es wird nachgewiesen, daß die Volkspartei auf Grund ihres Verfassungskonzeptes und ihrer parlamentarischen Praxis eine Sonderstellung im Parteigefüge des Weimarer Staates als Landespartei einnahm, deren Hauptziel die Verteidigung und Absicherung der bayerischen Staatlichkeit war.