Der Volksentscheid zur Fürstenenteignung 1926
Die Vermögensauseinandersetzung mit den depossedierten Landesherren als Problem der deutschen Innenpolitik unter besonderer Berücksichtigung der Verhältnisse in Preußen
Das Volksbegehren und der Volksentscheid zur entschädigungslosen Enteignung der bis 1918 regierenden deutschen Landesherren bildeten den Höhepunkt der schon bald nach der Revolution aufflammenden Auseinandersetzungen um die Vermögen der 1918 depossedierten Fürstenhäuser.
Die Studie von Ulrich Schüren untersucht zunächst am Fall Preußen die zahlreichen Versuche, die zwischen dem Staat und dem Hause Hohenzollern umstrittene Vermögensfrage auf dem Kompromißwege zu lösen. In ihrem Mittelpunkt stehen sodann die seit dem Herbst 1925 diskutierten Pläne einer Regelung mit Hilfe eines Reichsgesetzes. Dabei wird das Mit- und Gegeneinander der ungleichen Partner SPD und KPD, die sich im Frühjahr 1926 zu einer fragwürdigen Aktionseinheit zusammenfanden, um durch Volksentscheid eine radikale Enteignung der ehemaligen Fürstenhäuser herbeizuführen, ebenso analysiert wie die heftigen Reaktionen im bürgerlichen Lager auf diesen Vorstoß der Linken. Die Bemühungen der politischen Rechten, überkommene Fürstenprivilegien zu konservieren, die angestrengten Versuche von DDP und Zentrum, das Abdriften ihrer Anhänger zur Enteignungsparole zu verhindern, und die fortgesetzten Initiativen von Koalitionsparteien und Reichsregierung, durch eine gemäßigte Kompromißreglung dem Volksentscheid die politische Stoßkraft zu nehmen, kennzeichneten die innenpolitische Lage des Deutschen Reiches im Frühjahr 1926.
Dem Stimmverhalten mittelständischer Kreise am 20. Juni 1926 gilt das besondere Interesse des Verfassers, da sich bereits bei diesem Volksentscheid erste Spuren einer Erosion der Weimarer Parteienlandschaft abzuzeichnen scheinen. Erfolg und Mißerfolg des ersten Referendums der Weimarer Republik werden als Resultante der wirtschaftlichen, politischen und rechtlichen Bedingungsfaktoren, in die der Volksentscheid gestellt war, interpretiert. Abschließend wird das parlamentarische Nachspiel dargestellt, das im Oktober 1926 mit dem Vergleich zwischen dem Freistaat Preußen und dem Hause Hohenzollern seinen erfolgreichen Abschluß fand.