Der Kapp-Lüttwitz-Putsch. Ein Beitrag zur deutschen Innenpolitik 1919/20
Das klare Votum für die parlamentarische Demokratie in den Wahlen zur Nationalversammlung verwandelte sich schon bei der ersten Reichstagswahl 1920 in eine Niederlage für die hinter der Weimarer Verfassung stehende demokratische Mitte, deren Stimmenanteil von 76,2% auf 43,6% absank. Auch in späteren Wahlen gelang keine Revision dieses für die Republik verhängnisvollen Ergebnisses. Diese Untersuchung will nun an dem bedeutsamsten innenpolitischen Ereignis des Zeitraumes 1919 bis 1920, dem Kapp-Lüttwitz-Putsch, beispielhaft die Ursachen des politischen Meinungsumschwungs und zugleich den Machtverfall der Weimarer Koalition darstellen.
Dabei steht neben der »Welle von rechts« die Reichswehr im Mittelpunkt, denn dieses gewöhnlich mit dem Namen Kapp verbundene Unternehmen war ein Militärputsch des Generals von Lüttwitz. Es wird aufgezeigt, wieweit das Militär und die politische Rechte mitverantwortlich waren, aber auch wie wenig die Zielsetzungen der Hauptbeteiligten übereinstimmten. Auf der anderen Seite zeigt die Untersuchung, daß bei der Abwehr des Putsches zunehmend Gruppeninteressen in den Vordergrund rückten und die Machtgrundlagen der Regierung nur sehr gering waren. So wurde der Putsch auch nicht gewaltsam niedergeschlagen, sondern durch außergewöhnlich intensive Verhandlungen beendet, deren Darstellung den reizvollsten Teil des Buches aus macht. In dieser auf umfangreiche Quellen gestützten Arbeit wird deutlich, wie bei fortgesetzten innen- und außenpolitischen Bedrängnissen in einem politisch zerrissenen Volk die demokratische Mitte in der Auseinandersetzung mit den zentrifugalen Kräften zu immer neuen Zugeständnissen gezwungen und zugleich geschwächt wurde.