Der Forschungsbeirat für Fragen der Wiedervereinigung Deutschlands 1952– 1975. Zur politischen und wissenschaftlichen Diskussion der wirtschaftlichen Wiedervereinigung

Die deutsche Frage ist seit der Einheit Deutschlands Geschichte. Die keineswegs nur von Erfolgen geprägte Bilanz der volkswirtschaftlichen Wiedervereinigung wirft nun jedoch eine andere Frage auf: Hätte man auf dieses einschneidende Ereignis besser vorbereitet sein können? Tatsächlich verfügte die Bundesregierung mit dem 1952 ins Leben gerufenen »Forschungsbeirat für Fragen der Wiedervereinigung« bis zu seiner Auflösung im Jahre 1975 über ein kompetentes Expertengremium, das in den turbulenten Monaten 1989/90 mit dringend benötigtem Sachverstand den Vereinigungsprozeß hätte begleiten können.

Zahlreiche Probleme, die 1990 zutage traten, hatten die Experten des Forschungsbeirates vorausgesehen, zugleich für den » Tag X« und den mit der Vereinigung verbundenen Transformationsprozeß Lösungsvorschläge erarbeitet. Beispielsweise erkannte man frühzeitig daß die Erwartung einer raschen Umgestaltung der Strukturen an planwirtschaftliche angepaßten Betriebe in marktfähige Unternehmen illusorisch war. Die Verwaltung des Volksvermögens sollte daher einer »staatlichen Treuhandorganisation« übertragen werden. Bei alledem stellte der Forschungsbeirat keine revisionistische Institution des Kalten Krieges dar, als den ihn die DDR-Propaganda charakterisierte und die Stasi bekämpfte. Bei aller Ablehnung zentraler Lenkung und Planung gedachte man keineswegs, alle Einrichtungen des wirtschaftlichen und sozialen Lebens in der DDR zu verwerfen und auch die Bodenreform nicht unter dem Gesichtspunkt einer Restauration der Eigentumsverhältnisse zu revidieren. Bereits in den fünfziger Jahren wurde bei einer Währungsunion mit einem Wechselkurs von 1:1 als Schrittmacher der politischen Einheit eine Arbeitslosigkeit von 1 Million Personen befürchtet. Man rechnete daher mit »ungeheuren Hilfeleistungen«, die von staatlicher Seite im Fall der Wiedervereinigung notwendig würden. Die vorliegende Studie, die die Auflösung des Forschungsbeirats als einen politischen Fehler mit erheblicher ökonomischer Tragweite darstellt, zeichnet unmittelbar aus den Quellen ein spannendes und fast vergessenes Kapitel der Deutschlandpolitik.

Von
Reihe
Beiträge zur Geschichte des Parlamentarismus u. der politischen Parteien, Bd. 140
Erscheinungsjahr
Sprache
Deutsch
Seiten
317
Format
Leinen mit Schutzumschlag
Preis
49,80 €
ISBN-10
3-7700-5258-7
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