Der Badische Landtag 1918–1933
Sonntag, 5. Januar 1919: Während in Berlin Massendemonstrationen das Bild prägen, finden in Baden bereits Wahlen zur »Badischen Nationalversammlung« statt. Zentrum, SPD und DDP erzielen mehr als 9o Prozent der Stimmen und bilden eine Koalitionsregierung. Sie beweist – wie die ihr nachfolgenden Regierungen – die Fähigkeit und den Willen Zum Kompromiß, der andernorts oft fehlt. Die Folge sind stabile Regierungen ohne die Flucht in vorzeitige Parlamentsauflösungen. Als Erklärungsfaktor wird meist allgemein das »liberale Klima« in Baden genannt. Erstmalig untersucht die vorliegende Studie umfassend die Ausgangsbedingungen und die Entwicklung des Parlamentarismus in Baden während der Weimarer Republik. Das Handbuch zeigt die Position und Funktion des badischen Landtags im politischen Prozeß auf breiter Quellenbasis auf und analysiert sie. Dieses Parlament gehörte nicht zu den Parlamenten, die nach Max Weber der »widerwillig geduldete Bewilligungsapparat einer herrschenden Bürokratie« sind, sondern verstand sich als politisch gestaltendes Organ. In seinen Reihen fanden sich Fachleute für alle wichtigen Politikfelder mehrere von ihnen übten auch auf Reichsebene politische Funktionen aus. Ihre parlamentarische Arbeit wird hier erstmalig systematisch für die gesamte Weimarer Periode beleuchtet. So entsteht ein facettenreiches, differenziertes Bild des Parlamentarismus in dem Land, das oft als politisches »Musterländle« bezeichnet wurde.