Das politische Zeremoniell im Deutschen Kaiserreich 1871–1918
Als Demonstration politischer Macht hat das Zeremoniell die Funktionsweisen und die Wahrnehmung von Politik in Mittelalter und Früher Neuzeit bestimmt. Mit dem Aufstieg der Verfassungsstaaten seit der Französischen Revolution geriet das Zeremoniell als Ausdrucksform der monarchischen Repräsentation in die Krise. Die konstitutionellen Monarchien entwarfen das politische Zeremoniell neu, um mit seiner Hilfe und mittels verbesserter Kommunikationstechnologien die Loyalität der Untertanen einzufordern. Sie traten dabei in Konkurrenz zu den modernen Volksvertretungen, deren Mittel zu zeremonialer Machtrepräsentation begrenzt und in jedem Fall ganz anderer Natur waren als die der Monarchien. Gestalt- und Funktionswandel des politischen Zeremoniells in modernen Verfassungsstaaten zeichnet dieses Buch am Beispiel des Deutschen Kaiserreichs 1871 bis 1918 in zahlreichen Facetten nach. Die Beiträge sind ausschließlich aus einer wissenschaftlichen Tagung hervorgegangen, die vom Institut für soziale Bewegungen der Ruhr-Universität Bochum und der Otto-von-Bismarck-Stiftung Friedrichsruh gemeinsam organisiert und durch die großzügige finanzielle Unterstützung der Fritz Thyssen Stiftung ermöglicht wurde.