Abschied von der Revolution. Kommunisten und Gesellschaft in Westdeutschland 1945–1968
Die Auseinandersetzung mit dem Kommunismus prägte die frühe Geschichte der Bundesrepublik in umfassender Weise. Der deutsche Kommunismus erlebte nach den nationalsozialistischen Repressionen in den ersten Nachkriegsjahren nicht nur in der sowjetischen Zone, wo die Protektion durch die Besatzungsmacht eine wichtige Rolle spielte, sondern auch in Westdeutschland eine ungeahnte Renaissance. Als Stellvertreter der SED und Repräsentanten eines radikalen Teils der Industriearbeiterschaft verkörperten die Kommunisten eine grundsätzliche Herausforderung der neuen bundesrepublikanischen Gesellschaftsordnung. Die vorliegende Arbeit untersucht in einem regionalgeschichtlichen Zugriff erstmals umfassend die Entwicklung des Kommunismus in der Bundesrepublik jenseits einer engen parteien- geschichtlichen Betrachtungsweise. Auf der Grundlage eines breiten Ansatzes, der politik-, sozial- und kulturgeschichtliche Aspekte miteinander verbindet, bettet sie Aufstieg und Niedergang der kommunistischen Bewegung in die Geschichte der deutschen Gesellschaft zwischen nationalsozialistischer Diktatur und demokratischer Stabilisierung ein. Neben einer Analyse des Innenlebens der kommunistischen Gesinnungsgemeinschaft zwischen totaler Vergesellschaftung und Tendenzen einer Entradikalisierung werden unter anderem die spannungsreichen Beziehungen zwischen Westkommunisten und SED, das Handeln der Kommunisten in Betrieben und Gewerkschaften und ihre Stellung in den lokalen Öffentlichkeiten und Vereinen zwischen antikommunistischer Politik und gesellschaftlicher Integration behandelt. Die Studie macht auf die Bandbreite kommunistischen Handelns aufmerksam und stellt die Bedeutung informeller Aushandlungsprozesse vor Ort heraus, in denen jenseits der großen Konfliktlinien des Kalten Krieges die Ausgestaltung der neuen bundesrepublikanischen Gesellschaftsordnung und ihre politischen Grenzen definiert wurden. Die Arbeit wurde 2003 mit dem Preis für Studierende der Ruhr-Universität Bochum ausgezeichnet.
