GWU-Themenheft »Parlamentarismusforschung« erschienen

© Friedrich Verlag GmbH, Hannover

Die von MitarbeiterInnen der KGParl gestaltete Mai/Juni-Ausgabe 2020 der Zeitschrift »Geschichte in Wissenschaft und Unterricht« (GWU) mit dem Themenschwerpunkt »Parlamentarismusforschung« ist erschienen.

Das Heft beinhaltet, neben einem einleitenden Aufsatz des Kommissionspräsidenten Dominik Geppert, der über neuere Ansätze in der historischen Parlamentarismusforschung informiert und Gründe für ein insgesamt gewachsenes (wissenschaftliches) Interesse am Parlamentarismus benennt, fünf Fallstudien, die grundlegende Fragen zur Geschichte des modernen Parlamentarismus beleuchten und die in den letzten fünfzehn Jahren maßgeblich von der KGParl vorangetriebenen thematischen und methodischen Entwicklungen in der historischen Parlamentarismusforschung veranschaulichen.

So untersucht Andreas Biefang am Beispiel des Journalistenstreiks vom März 1908 das wechselseitige Abhängigkeitsverhältnis von Parlament und Öffentlichkeit. Er zeigt: Moderne Parlamente sind auf massenmediale Öffentlichkeit angewiesen.

Tobias Kaiser wiederum stellt in seinem Beitrag über die Erfindung der »Bannmeile« in der Weimarer Republik prinzipielle Überlegungen zu Außenwahrnehmung und Selbstbild des Parlaments zwischen Sicherheitsinteressen und öffentlicher Transparenz an. Ausgangspunkt der Untersuchung ist das am 8. Mai 1920 beschlossene »Gesetz über die Befriedung der Gebäude des Reichstages und der Landtage«, das Versammlungen unter freiem Himmel im näheren Umfeld des Parlamentsgebäudes bei Strafe verbot.

Den Blick auf bisher von der deutschen Parlamentarismusforschung vernachlässigte Quellengattungen richten Benedikt Wintgens und Bettina Tüffers. Während Bettina Tüffers am Beispiel der Live-Übertragung von Sitzungen der 10. Volkskammer der DDR zeigt, welche Erkenntnismöglichkeiten sich aus einer methodisch reflektierten Analyse von Fernsehübertragungen ergeben, widmet Benedikt Wintgens seinen Beitrag dem Parlamentsroman als kulturhistorischer Quelle. Seine Analyse verschiedener fiktionaler Texte, wie beispielsweise »Der Stechlin« von Theodor Fontane oder »Das Treibhaus« von Wolfgang Koeppen, veranschaulicht Erwartungen und Enttäuschungen, die sich mit der repräsentativen parlamentarischen Demokratie verbanden.

Dem Zusammenhang von Demokratisierung, Parlamentarisierung und Europäisierung seit den 1970er Jahren geht schließlich Silke Mende, stellvertretende Direktorin des Centre Marc Bloch, am Beispiel der europäischen Süd- sowie Osterweiterung nach.

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